Malte Groß
Text & Fotografie: Jonathan Linker | Handlettering: Julia Wenderoth | Design: Jonas Seemann
Malte ist ein glücklicher Bauer, weil er einen tieferen Sinn darin sieht. Er ist für seine relative Jugend (er ist Jahrgang 1991) ziemlich abgeklärt. Nicht diese Art gespielter Abgeklärtheit, die eigentlich die aufgeregte Unsicherheit der Generation Y kaschieren soll – Malte ruht in sich und seinen Überzeugungen. Bestätigt wird er durch sein Netzwerk, seine Kunden, den Erfolg seiner Arbeit. Malte ist eigentlich Sozialpädagoge. Er will mit Kindern die wertvollen Erfahrungen teilen, die ihm selbst ein zufriedenes Leben im Einklang mit der Natur geschenkt haben. Der Hof soll sich nebenbei erledigen, so war am Anfang sein Plan.
Landleben braucht Flexibilität
Zu Dritt haben Malte, Freundin Leona und Studienkollege Florian aus Wiesbaden eine gemeinsame Vision für den Hof entwickelt. Für den Anfang haben sie sich den ersten Stock einer Scheune zurechtgemacht; unten Parkt der Vater seinen Volvo. Im Winter pfeift der kalte Wind durch alle Ritzen, im Sommer ersticken Hitze und Stallgeruch falsche Vorstellungen ländlicher Idylle. Wie überall im sozialen Sektor bremst die schwierige Finanzierung die Ideen der Drei zunächst. Malte verlagert sich erstmal auf die Landwirtschaft und stellt fest, dass sein Wissen seinen Ansprüchen nicht genügt. Auf der Abendschule macht er die Ausbildung zum Landwirt. Gleichzeitig modernisiert er den Hof mit dem technischen Geschick eines Daniel Düsentrieb, züchtet alte Schweinerassen und nutzt ihren Dung zum Aufbau von Humus auf seinen Äckern.
In Kreisläufen denken
Parallel entdeckt sein Geschäftspartner Florian sein Talent für den Verkauf, übernimmt die Führung des familiären Hofladens und dreht an der Wertschöpfungskette des Betriebs. Langfristig wollen die beiden unabhängiger von ihren Lieferanten wirtschaften können. Gemeinsam veredeln sie deshalb ihre Rohstoffe, entwickeln zum Beispiel einen eigenen Bio-Ketchup und wollen so nach und nach Lücken im Sortiment ihrer Lieferanten füllen. Den Draht zur Jugend haben die beiden darüber nicht verloren: gemeinsam mit Schulen der Region klären die beiden über die Herstellung von Lebensmitteln auf. Malte Groß hat viele Ideen – und die Ruhe und die Zeit, sie nachhaltig zu verwirklichen.
Malte Groß im Interview
„Um konkurrenzfähig zu bleiben, versuchen wir die Wertschöpfungskette bis zum Ende in der Hand zu behalten.“
Was bietet dir die
Region Homberg?
Zwischen Hombergs Stadtteilen liegt sehr viel unbebaute Fläche die vor allem landwirtschaftlich genutzt wird. Für mich ist das Raum um meine eigenen Vorstellungen nachhaltiger Landwirtschaft zu verwirklichen. Aber auch Raum um Natur erleben zu können.
Was kannst du für die
Region tun?
Gesunde, nachhaltige Lebensmittel bester Qualität erzeugen. Vielleicht noch wichtiger: Die Fruchtbarkeit unserer Flächen in der Region auch für künftige Generationen erhalten und verbessern. Grundlage dabei ist ein ganzheitlicher Ansatz, bei dem wilde Flora und Fauna und deren Erhalt ebenso wichtig ist wie ausgewogene Fruchtfolgen und minimale Bodenbearbeitung.
Was fehlt dir In der Region?
Vor allem Infrastruktur.
Was wünschst du dir für die kommenden Jahre?
Auf dem Hof wollen wir uns vom reinen Erzeuger zu einer Veredelungsmanufaktur entwickeln. Wir wollen unsere Rohstoffe weiter verarbeiten zu leckeren Produkten, die unsere Kunden woanders nicht bekommen.
Mein Lieblingsort
Anhöhe über Mühlhausen
Hier spazieren gehen und den Ausblick geniessen ist einfach genial. Jedes Jahr an Sylvester laufen wir auch hier hoch und bestaunen das Feuerwerk rund um uns herum.